seit 1945: Weiter machen und Neuanfang

Josef Georg Miller, Kallmünz, ca. 1970, Öl auf Malerplatte, 66 x 84cm

Wie soll man nach der Katastrophe des 2. Weltkrieges weiter malen? Welche Bilder darf man nach Auschwitz malen? Die Antworten der Künstler fielen unterschiedlich aus.
Erst einmal machten sie dort weiter, wo sie vor dem Krieg oder vor dem Malverbot aufgehört hatten. Malen in der freien Natur blieb weiterhin angesagt. Zeitzeugen berichten, dass nach dem 2. Weltkrieg wieder vermehrt Künstler in Kallmünz weilten. Im Sommer soll an jeder Ecke ein Maler gesessen haben.
1944 vor den Nazis geflohen, ließ sich Josef Georg Miller mit seiner Frau Erna in Kallmünz nieder. Bilder von Miller hängen im Gemeindegebäude und in vielen Haushalten im Ort. Fritz Gebhardt (alias Eugen Oker) hatte ihn in einem Zeitungsartikel 1948 gewürdigt: „ Wir glauben nicht falsch zu urteilen, wenn wir ihn neben Xaver Fuhr als den bedeutendsten Maler in unserem Heimatgebiet betrachten.“
Maler, die nach 1945 immer wieder kamen, waren auch die ostdeutschen Erik Mailick und Günter Schmitz. Sie waren 1939 schon als Soldaten in Kallmünz gewesen. Mailick war in der DDR als Tiermaler bekannt. Mit Erich Honecker soll er auf die Jagd gegangen sein und Jagdszenen dokumentiert haben. Beide Künstler durften mit Sondergenehmigungen aus der DDR ausreisen und malten Ansichten von Kallmünz um ihren Aufenthalt mit Westgeld zu finanzieren.

Auch die Regensburger Maler kamen (meist mit dem Fahrrad) immer wieder nach Kallmünz. Willi Ulfig, Otto Zacharias oder Fritz Wurmdobler haben des öfteren Kallmünz besucht und gemalt. Oskar Koller gilt als einer der bedeutendsten Aquarellisten der Nachkriegszeit. Die Mutter von Oskar Koller stammte aus Kallmünz. Er hat seine Verwandtenbesuche auch genutzt, um hier zu malen.
1975 ließ sich Hans Geistreiter in Kallmünz in der Vilsgasse nieder. Seine sperrigen, abstrakten Bilder fanden leider nicht den Publikumsgeschmack. Er beherrschte aber sein Handwerk hervorragend.  

Die letzte große Kunstausstellung mit Kallmünzer Motiven fand 1983 anlässlich der 1000 Jahr Feier statt. Viele der heute noch in Regensburg bekannten Mitglieder des Berufsverbandes Bildender Künstler Niederbayern-Oberpfalz (BBK) waren der Einladung von Rupert D. Preißl gefolgt und nahmen sich Kallmünz zum Thema ihrer zeitgenössischen Malerei.

Wegen des Charmes des Ortes und/oder weil alte Häuser günstig zu kaufen waren, haben sich seit Ende der 80er Jahre wieder Künstler in Kallmünz angesiedelt, die damit die alte Tradition des Ortes (gewollt oder nicht) fortsetzen.
Der Ort inspiriert zur Kunst. Es kann auch die Geschichte der Maler sein, die hier lebendig ist. Die Objektkünstlerin Herta Wimmer-Knorr, Steinbildhauerin Gisela Walch, Holzbildhauer Stefan Link und Objektkünstler Wigg Bäuml öffnen regelmäßig ihre Ateliers für Ausstellungen. Auch der mit internationalen Preisen ausgezeichnete Fotograph Stephan Fürnrohr hat sich hier niedergelassen und bereichert mit seiner Galerie und Ausstellungen den Ort.

Dass die Künstler in Erinnerung bleiben, dafür sorgt der Bergverein Kallmünz e.V. mit den Ausstellungen „Kallmünz mit den Augen der Maler“. Für die zeitgenössische Kunst engagiert sich das Kultureck mit regelmäßigen Ausstellungen und „Kunstschaunächten“. Für eine lebendige Kunstszene sorgt auch die Künstlergruppe Mosaik unter Leitung des Künstlers Charly Söllner. Hobbymaler und professionelle Künstler haben sich zusammengefunden und beteiligen sich rege am Kulturleben in Kallmünz.

Und damit nichts in Vergessenheit gerät, dafür sorgen wir mit unserem Spaziergang durch Kallmünz und sehen Bilder nach 1945 von diesen Malern:

Herman Buschmann (1875 - 1961) Nürnberg, Kallmünz
Hermann Böbel (1918 - 1990) München
Paul Erbe (1894 - 1972) München
Hans Geistreiter (1910 - 1996) Kallmünz
Josef Hetzenecker (1903 - 1988) Regensburg
Oskar Koller (1925 - 2004) Nürnberg
Erik Mailick (1907 - 1990) Dresden/Moritzburg
Josef Georg Miller (1905 - 1982) Kallmünz
Hanns Neudecker (1906 - 1973) Regensburg
Danze Panele (1989) Kallmünz
Rupert Preißl (1925 - 2003) Regensburg
Günter Schmitz (1909 - 2002) Dresden
Manfred Sillner (1937) Kelheim
Birgit Stern (1970) Deggendorf
Willi Ulfig (1910 - 1983) Regensburg
Fritz Wurmdobler (1915 - 2008) Zeitlarn
u.a.

Wir beginnen unseren Rundgang hier in der Gessendorfer Straße bei der
1. Palmie Pappel

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