Kallmünz von der Vilsseite
Foto Bergverein Kallmünz ca. 1920 Der Blick von Westen auf Kallmünz zeigt ebenfalls den noch unbewaldeten Schlossberg. Die Maler begegnen einem Schäfer mit seiner Schafherde. Außer ein paar Obstbäumen gab es auf den Jurahängen keinen Bewuchs. Die Beweidung sorgte für einen freien Blick in die Landschaft.
1793 kaufte die Gemeinde den Schlossberg mit der Burgruine, wohl um den Kallmünzern, die immer wieder bei der Reparatur der Steinernen Brücke helfen mussten, als Ausgleich Weideflächen für ihre Schafe und Ziegen anbieten zu können. Der frühere Bürgermeister Michael Laßleben kommentierte den Kauf in einem Fernsehinterview: "Da hamma gscheit neiglangt!" Der Preis von 8000 Gulden entspricht dem Wert von ungefähr 100 Tonnen Brotgetreide.
Heute muss deshalb die Marktgemeinde die für die Instandhaltung der Burgruine und des Schlossberges sorgen.

Adolf Luntz, Kallmünz 1904, Öl auf Leinwand, 251 x 157 cm.
Auf dem Bild von Adolf Luntz (1875 - 1925), Kunstprofessor aus Karlsruhe, erhebt sich die Ruine der Burg Kallmünz, dunkel und massiv gegen den weiten Himmel als Silhouettiere ab. Der Blick gleitet hinunter ins grüne Tal, wo sich der Fluss in eleganten Windungen durch die Wiesen zieht und eine kleine Brücke sowie einige Häuser das ländliche Leben andeuten. Stilistisch ist das Werk von einer ruhigen, klar gegliederten Komposition geprägt, die auf Ausgewogenheit und Harmonie zielt. Die Formen sind präzise modelliert, ohne kleinteilige Detailmalerei, und die Flächen erscheinen beinahe stilisiert, was der Landschaft etwas Monumentales und Zeitloses verleiht. Die Farbgebung ist zurückhaltend und warm – Ocker, Grün, Braun und gedeckte Blautöne dominieren –, während das Licht gleichmäßig über die Szenerie verteilt ist. Dadurch entsteht keine dramatische, sondern eine stimmungsvolle, fast meditative Atmosphäre. Der Künstler verzichtet auf impressionistische Flüchtigkeit oder spontane Pinselstriche; stattdessen zeigt er eine bewusste, konstruktive Formauffassung, die an die Stimmungslandschaften des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts erinnert. In der Verbindung von realer Topografie und idealisierender Gestaltung liegt eine Nähe zum Symbolismus und Jugendstil, wie man sie etwa bei Malern der Münchner Schule oder Wiener Secession findet.
Das monumentale Gemälde 251 x 157 cm von 1908 ist eine Dauerleihgabe der Erben des Malers Adolf Luntz an die Marktgemeinde.
Über dem Aufenthalt von Adolf Luntz ist nur der Eintrag in das Fremdenbuch des Gasthauses "Rote Amsel" am 12.10.1904 bekannt. Er hat wohl in seinem Atelier später Skizzen oder Vorlagen ausgearbeitet.
Alfred Streubel, Kallmünz, Öl auf Leinwand, ca. 1908, 76 x 110 cm
Dieses großformatige Frühlingsbild von Alfred Streubel (1861 - 1947) zeigt die Burgruine von der Vilsseite in frühlingshafter Stimmung. Es wurde auf einer Auktion in Chemnitz angeboten und nach Kallmünz zurückgebracht.
1909 leitete Alfred Streubel die Eröffnungsausstellung des Kunstmuseums in Chemnitz. Unter anderem vertreten war bei dieser Ausstellung auch Karl Schmidt-Rottluff.
Alfred Streubel war wahrscheinlich schon vor 1909 in Kallmünz. Es ist also durchaus möglich, dass Karl Schmidt-Rottluff damals schon auf Kallmünz aufmerksam wurde. Es waren ja auch Dresdner Maler schon vor 1910 in Kallmünz z.B. Walther Scholz

Karl Schlageter, Kallmünz, Öl auf Leinwand, 1924, Öl auf Hartfaserplatte, 48,5 x 69,5 cm
Von dem Schweizer Maler Karl Schlageter (1894 - 1990) sind bisher zwei Gemälde von Kallmünz bekannt. Diese Ansicht von der Vilsseite entstand 1924.
In hellem Frühlingslicht zeigt er den Blick auf Kallmünz von der östlichen Vilsseite. Zarte Grüntöne und rötlich aufbrechende Bäume deuten den Beginn der Vegetation an, während das klare, kühle Licht der Jahreszeit eine frische, lichte Atmosphäre verleiht. Die Burgruine über dem Ort erscheint als stilles Wahrzeichen in einer Landschaft, die zwischen winterlicher Ruhe und erwachendem Leben schwingt. Mit fein abgestimmter Farbigkeit und ruhiger Komposition fängt Schlageter den frühen Frühling der Oberpfalz in poetischer Klarheit ein.
Ob Karl Schlageter hier zusammen mit Constantin Gerhardinger gemalt hat ist nicht bekannt. Die Ähnlichkeit der Bilder ist frappierend.
Constantin Gerhardinger, "Altes Nest", Öl auf Malerpappe, 34 x 49 cm

Erich Martiin Müller, Kallmünz, Kallmünz,Öl auf Leinwand, 64 x 82 cm
Erich Martin Müller (1888 - 1972) zeigt in seinem Gemälde den Blick über das Vilstal hinauf zur Burgruine Kallmünz. Das frische Grün der Hänge, das klare Licht und die fließenden Übergänge der Farben verleihen der Szene eine atmosphärische Leichtigkeit. Mit lockerer, doch präziser Pinselführung und harmonischer Farbigkeit schafft Müller eine Komposition von großer Ruhe und Weite.
Das Werk spiegelt die für Müller typische Verbindung von realistischer Naturbeobachtung und malerischer Empfindsamkeit wider. Seine Landschaften sind geprägt von einem sensiblen Gespür für Licht, Rhythmus und Farbklang – Qualitäten, die auch in seinen Kallmünzer Ansichten immer wieder zum Ausdruck kommen.
Erich Martin Müller wurde 1888 in München geboren. Von 1907 bis 1914 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in Berlin bei Prof. Kallmorgen. Nach Stationen in Harburg und Rothenburg ob der Tauber widmete er sich der Landschafts- und Architekturmalerei, oft mit Motiven aus Bayern und Franken. Müller arbeitete im Spannungsfeld zwischen Spätimpressionismus und realistischer Naturdarstellung. Er starb 1972 nach einem Schlaganfall.

Adalbert Wex, Kallmünz, ca. 1910, Öl auf Leinwand, 61 x 54
Adalbert Wex (1867 - 1932) zeigt in dieser ruhigen Flusslandschaft den Blick über die Vils zur Burgruine von Kallmünz. Dichte Baumgruppen spiegeln sich im Wasser, während über dem Tal das weiche Licht eines wechselhaften Himmels liegt. Mit feinem, atmosphärischem Farbauftrag und sensibler Abstimmung von Grün- und Brauntönen schafft Wex eine harmonische, beinahe lyrische Stimmung.
Adalbert Wex wurde 1867 in München geboren. Er studierte an der Münchner Akademie der Bildenden Künste und in der Malschule von B. Buttersack. Ab 1896 nahm er regelmäßig an den Ausstellungen im Münchner Glaspalast teil. Wex starb 1932 in München.
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