1919 - 1945: artige und entartete Künstler

Fritz Bayerlein, Kallmünz, 1935, Öl auf Leinwand, 105 x 125 cm
Der Zustrom von Malschulen endete nach dem ersten Weltkrieg. Jetzt durften Frauen auch an den Kunsthochschulen studieren. Sie waren ihr Hauptklientel gewesen. Das Malen in der Natur war weiterhin sehr beliebt, auch wenn die Malstile der Avantgarde, der Expressionismus, Kubismus, Dadaismus und Surrealismus das Malen in der freien Natur nicht mehr erforderte.
Überregionale Aufmerksamkeit erreichte Kallmünz durch die internationalen Kunstausstellungen im Glaspalast in München, wo seit 1904 Bilder von Kallmünz zu sehen waren, später auch durch die Ausstellungen im Haus der Kunst von 1937 bis 1944. Bei fast jeder Ausstellung wurden Bilder von Kallmünz und vom Naabtal gezeigt. Das Haus der Kunst in München verlegte seit 1937 die Bilder auch als Ansichtskarten.
Insbesondere die Maler, die dem Stil der Münchner Schule folgten, zog es weiter aufs Land. In der Zeit nach 1918 ist besonders Constantin Gerhardinger hervorzuheben. Er war in den 1930er Jahren einer der erfolgreichsten deutschen Maler. 1937 erhielt er eine Goldmedaille auf der Weltausstellung in Paris. Bei der Eröffnung der Großen Deutschen Kunstausstellung 1938 im Haus der Kunst kaufte Reichsminister Dr. Goebbels sein Hauptwerk ‚“Brotsegen“ für 15000 Mark. Hitler kauft zwei kleinere Arbeiten von ihm.
Die stimmungsvolle Landschaft um Kallmünz, die oft noch romantisch überzeichnet ist, passt gut zur Kunstauffassung der Nationalsozialisten. Auch Hermann Gradl hat in dieser Zeit in Kallmünz gemalt. Er war einer der vier Maler, der in der Gottbegnadeten-Liste (Führerliste) aufgeführt war. Den Tag, als Hitler ihn in seinem Atelier besuchte, behielt er als schönsten Tag in seinem Leben in Erinnerung.
Erstaunlich aber ist, dass gleichzeitig auch von den Nationalsozialisten verfemte Künstler den Weg nach Kallmünz fanden. Der expressionistische Maler Magnus Zeller war 1935 mit seinem Schüler und Freund Heinz Hindorf hier. Die Tochter von Zeller vermerkt in seiner Biographie drei weitere Aufenthalte.
Die Künstler schätzen den Ort, die Landschaft, aber sie wollen auch eine angenehme Unterbringung, gutes Essen und an dem Leben auf dem Lande teilhaben. „Ihre Schilderung des Wirtshauslebens beim Wittmann (das ist die rote Amsel) erregt heftig meinen Wunsch nach Kallmünz zu eilen“, schreibt Heinz Hindorf an seinen 1936 reiste der wohl bekannteste expressionistische Maler Karl Schmidt-Rottluff im September von Berlin aus zwei Wochen in den Süden „um Ruhe zu finden“. Man findet auch ihn im „Fremdenbuch“ der „Roten Amsel“. Die geplante Werkausgabe weist neun Ansichten von Kallmünz und Umgebung aus. Er war wahrscheinlich durch seinen Kollegen Magnus Zeller auf Kallmünz aufmerksam geworden.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges endete vorerst wieder die Anwesenheit von Malern in Kallmünz.
Auf unserem Malerweg durch Kallmünz sehen wir Bilder von
Richard Blume (1891 - 1943) Berlin
Franz Robert Curry (1872 - 1955)
Franz Ermer (1886 - 1976) Regensburg
Erich Frankenberg (1890 - ?) Berlin
Constantin Gerhardinger (1888 - 1970) Törwang/Chiemsee
Paul Götz-Räcknitz (1873 - 1952) Dresden/München
Hermann Gradl (1883 - 1965) Nürnberg
August Herzog (1885 - 1959) Ermatingen/Schweiz
Heinz Hindorf (1909 - 1990) Berlin
Josef Rolf Knobloch (1891 - 1964) München
Josef Koch (1866 - 1966) München
Hans Laßleben (1908 - 1941) Kallmünz
Anton Lutz (1894 - 1992) Linz, Österreich
Erich Martin Müller (1888 - 1972)
Rudolf Pfannenstiel (1888 - 1979) Obersdorf
Conrad Pfau (1885 - 1954) München
Karl Röger (1879 - 1958) Nürnberg
Karl Schlageter (1894 - 1990) Zürich
Albert Stagura (1866 - 1947) Dresden/Dießen a. Ammersee
Karl Schmidt-Rottluff (1884 - 1976) Berlin
Karl Walther (1905 - 1981) Seeshaupt
Louis Wöhner (1888 - 1958) München
Magnus Zeller (1888 - 1972)
Berlin/Caputh
u.a.
1901 - 1919: Wie alles anfing
1919 - 1945: Artige und entartete Kunst
1945 - heute: Weitermachen und Neuanfang
Wir beginnen unseren Rundgang hier in der Gessendorfer Straße bei der
1.
Palmie Pappel
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