11. Brunngasse
Foto: Bergverein Kallmünz e.V.Ochsenfuhrwerk, ca. 1910
Was hat die Künstler angezogen, dass sie scharenweise nach Kallmünz kamen? Die Maler kommen aus den Großstädten, München, Berlin, Dresden u.v.a.,wo um 1900 die Industrialisierung mit allen Problemen in vollem Gange ist und dann treffen sie in Kallmünz auf ein Leben, das geprägt ist von kleinen, ländlichen Strukturen. Ca. 1300 Einwohner hat der Ort. Knapp 30 Wirtshäuser und mehr als 50 Kleingewerbebetriebe beschaffen die Versorgung der Menschen. In jedem zweiten Haus gibt es Kühe oder Ziegen. Der Mist wird auf der Straße vorm Haus aufgehäuft. Das duftet doch ganz anders als die Kaminschlote der Fabriken in den Städten! Und die Kinder, die durch die Pfützen laufen werden zu Hause wegen ihrer braunen Wadl ausgeschimpft. Hier erleben die Künstler authentisches Landleben und sind mitten drin..
Foto: Bergverein Kallmünz e.V., Familie Graf von Ihrem Brunngasse, ca. 1920
Das schöne Graf-Haus gegenüber dem Pfarrhof wurde abgerissen und ist heute ein kleiner Parkplatz. Familie Graf posiert vor dem gemauerten Misthaufen. Die sanitären Einrichtungen sind mit unseren heute nicht vergleichbar. Fließendes Wasser gab es in der Vils und Naab. Das Klohäuschen befand sich praktischerweise als Anbau neben dem Misthaufen.
Karl Walther, Brunngasse, ca. 1934, Öl auf Leinwand, 65 x 81 cm
Bisher ist der Name Karl Walther in Kallmünz nicht oder kaum beachtet worden. Dennoch in seinem Werkverzeichnis sind mehr als 50 Ansichten von Kallmünz aufgelistet.
Hier fängt er den Alltag in der Brunngasse ein. Das Gemälde zeigt eine idyllische Dorfszene mit alten Häusern und wenigen Figuren in pastoser, strukturreicher Malweise. Die gedämpften Farben und das weiche Licht verleihen dem Bild eine ruhige, realistische Atmosphäre.
Karl Walther war ein bedeutender deutscher Landschafts- und Städtebildmaler, dessen Werk zwischen Impressionismus und Realismus steht. Geboren 1905 in Zeitz (Sachsen-Anhalt), studierte er an der Akademie für Grafik und Buchkunst in Leipzig sowie an der Akademie der Bildenden Künste in München. Bereits in den 1930er Jahren erlangte er Anerkennung durch zahlreiche Ausstellungen in Deutschland und im Ausland. Walthers bevorzugte Themen waren Flusslandschaften, Stadtansichten, Dorfmotive und die wechselnden Stimmungen der Natur. In den 1930er Jahren war Walther einige Male in Kallmünz. Nach 1945 lebte und arbeitete Walther in München und im Chiemgau. Seine Werke befinden sich heute in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen, darunter das Bayerische Nationalmuseum und die Städtische Galerie im Lenbachhaus.
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