21. Lange Gasse

Foto: Bergverein Kallmünz, Lange Gasse, Postkarte 1910

Weiter durch Ecksteingäßchen sind wir in der Langen Gasse angekommen. Links an der Ecke ist der „Altneuwirt“. Ein Zoigl-Stern verweist darauf, dass hier Bier ausgeschenkt wurde.  Der eher ungewöhnliche Name des Wirtshauses kommt daher, dass ein neues Gasthaus aufgemacht hatte, ein Neuwirt, wahrscheinlich das jetzige „Weißes Rößl“. Aus dem früheren Neuwirt wurde der „Alte Neuwirt“.
Das Baudenkmal und frühere Wirtshaus (bis 1950) wurde von der Familie Weigert 2003 vorbildlich saniert. Ganz rechts der Torbogen führt zur Druckerei Lassleben. Der Volksschullehrer Johann Baptist Laßleben hatte 1907 den Verlag gegründet, der bis heute existiert. Mit seiner Heimatzeitschrift „die Oberpfalz“ und mit der Herausgabe prominenter historischer Schriften hat die Verlegerfamilie überregionale Bedeutung erlangt.

Wassily Kandinsky, Lange Gasse, Öl auf Karton, 25 x 42,5 cm

Neben dem Marktplatz war um 1900 in Kallmünz nur die Lange Gasse gepflastert. Hier waren Handwerksbetriebe und Gasthäuser angesiedelt und anders als im Rest des Ortes keine bäuerlichen Anwesen. Auf dem Bild von Kandinsky sind auf der rechten Seite landwirtschaftliche Maschinen skizziert. Hier war lange Zeit ein Schmied im Haus, heute die "Kulturschmiede".


Xaver Fuhr, Kallmünz, Aquarell, 65 x 45 cm

Die Vermutung lag nahe, dass Xaver Fuhr auch Kallmünz gemalt hat. Während des 2. Weltkrieges hatte er sich nach Nabburg zurückgezogen und war dann nach Regensburg gegangen. Es waren immer wieder Bilder auf Auktionen, die Kallmünz hätten sein können, aber dieses Bild jetzt ist eindeutig von dem Maler selbst als Kallmünz bezeichnet.

In dieser expressiven Stadtansicht zeigt Fuhr die Lange Gasse des Künstlerortes Kallmünz. Die schiefen, rhythmisch verzerrten Häuser und die gedeckte Farbigkeit verleihen dem Werk eine spannungsvolle Dynamik. Die weißen Linien, die sich über die Architekturflächen und Straßen ziehen, sind ein zentrales gestalterisches Mittel Fuhrs.Kunsthistorisch lässt sich diese Technik in den Kontext der späten Expressionisten und der konstruktivistischen Tendenzen der 1920er Jahre stellen. Ähnlich wie Lyonel Feininger oder Paul Klee verwendete Fuhr die weiße Kontur, um Räume nicht perspektivisch, sondern rhythmisch und geistig zu ordnen.

Typisch für Fuhrs Stil verbindet sich hier die klare Struktur der Architektur mit einer lyrisch-emotionalen Interpretation des Raumes. Der Künstler, der nach dem 2. Weltkrieg Professor an der Akademie der Bildenden Künste München wurde, zählt zu den bedeutenden Vertretern der süddeutschen Moderne,

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22. Friedhofplatz

 

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