20. Alte Regensburger Straße

Foto: Bergverein Kallmünz, Alte Regensburger Straße, 1928
Die Postkarte von 1928 zeigt das Leben auf der Alten Regensburger Straße. Eine typische dörfliche Straßenszene:
Bäuerliche Häuser mit Schindeldächern und Holzläden, der Misthaufen vor dem Haus sorgt für einen ländlichen Duft. Die Frauen in Schürzen gehen zur Bäckerei Plank zum Einkaufen, der Mann kommt gerade vom Wagner-Wirt. Die Kinder spielen unbehindert vom Verkehr auf der staubigen Gasse. Das Haus vom Zengerbeck mit dem prächtigen Obstbaum musste mittlerweile einem Neubau weichen

Ludwig von Senger, Dorfstraße, ca. 1905, Öl auf Leinwand, ca. 75 x 95 cm
Ludwig von Senger fängt das gedämpfte Nachmittagslicht ein, das die Fassaden in kühlen Blau- und Ockertönen leuchten lässt. In der ruhigen Komposition und dem feinen Wechsel von Licht und Schatten zeigt sich seine Nähe zur Münchner Schule und zum Spätimpressionismus.
In der Bildmitte ist eine ältere Frau dargestellt, die sich leicht nach vorne beugt — sie scheint auf einem Hackstock Holz zu spalten. Diese alltägliche Tätigkeit fügt sich stimmungsvoll in die ruhige, herbstliche Atmosphäre des Bildes ein und verstärkt den Eindruck von ländlicher Beschaulichkeit und Einfachheit, den Ludwig von Senger in vielen seiner Kallmünzer Motive
Der Kallmünzer Hans Lassleben lässt die Menschen weg und malt nur die kleinen Häuser in der alten Regensburger Straße.
Hans Laßleben, Am Gänsbügel, Aquarell, ca. 30 x 20 cm
In dieser Darstellung zeigt Hans Lassleben den Gänsbügel, eine typische Straßenszene des alten Kallmünz. Mit fließender Aquarelltechnik und leuchtender Farbigkeit fängt er das Spiel von Licht und Schatten auf den unregelmäßigen Hausfassaden und dem Kopfsteinpflaster ein. Die leichte Vereinfachung der Formen und die klare, helle Farbigkeit verleihen dem Werk eine heitere, beinahe lyrische Spannung.
Hans Licht, Alte Regensburger Straße, Öl auf Leinwand, ca. 50 x 70 cm
Hans Licht wurde 1876 in Berlin geboren. Er studierte an der Berliner Akademie der Künste und wurde durch seine lichtdurchfluteten Landschaften und Stadtansichten bekannt. Reisen nach Süddeutschland, Italien und Frankreich beeinflussten seine Malweise nachhaltig. In Kallmünz fand er zu einer besonders atmosphärischen, farbintensiven Freilichtmalerei. Er starb 1935 in Berlin.
Hans Licht malt die Alte Regensburger Straße mit den charakteristischen schiefen Dächern und verwitterten Fassaden des sogenannten Gänsbügels. Er gestaltet die Szene mit kräftigem, pastosem Farbauftrag und feinem Gespür für Licht und Atmosphäre. Der warme Ton der Mauern und das gebrochene Blau der Dächer verleihen der Darstellung eine stille, beinahe intime Stimmung.
Das Werk verbindet realistische Beobachtung mit impressionistischer Farbwirkung und verdeutlicht Lichts Interesse an der harmonischen Einheit von Architektur, Licht und Landschaft.
Ludwig von Senger, Alte Regensburger Straße, ca. 1905, ca. 60 x 80 cm, Öl auf Leinwand

Josef Georg Miller, Alte Regensburger Straße, Tempera. 50 x 70 cm
Birgit Stern, Alte Regensburger Straße, Acryl auf Malerpappe, 30 x 24 cm
Auch die Deggendorfer Künstlerin Birgit Stern (geboren 1970) widmet sich in diesem Gemälde der Regensburger Straße in Kallmünz, In lockerem, expressivem Pinselduktus und mit klaren, leuchtenden Farbflächen reduziert sie die Ansicht auf wesentliche Formen und Stimmungen. Der pastose Farbauftrag und die rhythmische Komposition verleihen der Szene eine moderne, fast abstrahierende Wirkung, ohne den Bezug zum realen Ort aufzugeben.
Stern steht mit ihrer Arbeit in der Tradition der Kallmünzer Künstlerkolonie, deren Themen sie in eine zeitgenössische, farbbetonte Bildsprache überführt. Ihre Malerei verbindet Beobachtung und Emotion, Architektur und Licht zu einer lebendigen Hommage an ihre oberpfälzische Heimat.
Bevor wir weitergehen ein kurzer Blick auf das Offhaus.
Foto: Bergverein Kallmünz, Otthaus, ca. 1930
Das Ott-Haus (Gerber-Haus) in der Alten Regensburger Straße zählt zu den ältesten Gebäuden von Kallmünz. Der Markt hat es vor einigen Jahren als Geschenk bekommen. Charakteristisch sind die massiven Mauern, das steile Satteldach und der Torbogen zur ehemaligen Gerberei. Vor dem Haus steht eine Familie, die den dörflichen Alltag jener Zeit lebendig macht. Heute gilt das Ott-Haus als bedeutendes Kulturdenkmal. Das denkmalgeschützte Ott-Haus soll nach behutsamer Sanierung zu einem lebendigen Kultur- und Begegnungsort werden. Geplant sind Ateliers, Ausstellungsräume und eine Schaltzentrale für internationale Künstleraufenthalte. Träger der Initiative ist der Verein Freundeskreis Ott-Haus Kallmünz, der sich mit Unterstützung des Marktes und des Freistaats Bayern für die Erhaltung und Wiederbelebung dieses einzigartigen Baudenkmals engagiert.
Wir gehen weiter am Otthaus vorbei durch das Ecksteingäßchen zur
22. Lange Gasse
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