Neue Galerie trotz(t) Corona in Kallmünz
Was kann man Besseres tun in Zeiten des Lockdown als sich zu Hause an schönen Bildern zu erfreuen? Und was macht ein Unternehmen, dem wegen Corona die Geschäftsgrundlage wegbricht?
Die Schreibtische sind verschwunden, dafür hängen jetzt Bilder an den Wänden in dem Haus Bergsteig 1 in Kallmünz. Gleich über dem Kirchplatz hat Martin Mayer totz oder wegen Corona eine Galerie eröffnet.
Er bedauert sehr, dass er eine feierliche Eröffnung wieder absagen musste. Der Unternehmer, der bisher Sprachreisen vermittelt hat, musste sein Personal reduzieren. Die Büroräume im Bergsteig 1 kann er jetzt als Galerie nutzen und Kunstwerke von Malern aus der Region aber auch von überregional bedeutenden Künstlern präsentieren.
1990 ist Martin Mayer im Künstlerort Kallmünz angekommen. Die Rettung von Bildern von Hans Geistreiter hat ihn zur Kunst gebracht. Seither beschäftigt er sich intensiv mit Kunst, vor allem mit Kunst der Region und mit Künstlern, die in Kallmünz gemalt haben.
Als Vorsitzender des Bergvereins Kallmünz e.V. hat er schon mehrere Kunstausstellungen kuratiert. Die Ausstellungen „Kallmünz mit den Augen der Maler“, eine Retrospektive von Hans Geistreiter und im letzten Jahr die Ausstellung „unser Miller“ haben Tausende von Besuchern nach Kallmünz geführt. Martin Mayer arbeitet auch an einer Dokumentation von Künstlern, die Kallmünz gemalt haben. Über 280 Maler hat er bisher gefunden, die im Ort gemalt haben. Nicht nur Kandinsky und Gabriele Münter waren in dem zauberhaften Ort. Erst letzte Woche ist ein neuer Name dazu gekommen, eine Ansicht von Kallmünz von Paul Erbe, einem Maler der Münchner Schule wurde dem Sammler und Galeristen angeboten. Die Kompetenz des Kuratoren wurde auch schon von Spezialisten gefragt: Bilder des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff konnte Martin Mayer für die Werkausgabe in Kallmünz verorten und das Schlossmuseums Murnau fragte ihn nach der geographischen Zuordnung eines Holzschnittes von Gabriele Münter.
„Bergsteig 1“ heißt die Galerie und sie überrascht mit der hohen Qualität der gezeigten Werke. Im Eingang hängen Ansichten von Kallmünz, ein großes Bild von Fritz Bayerlein, kleinere Arbeiten von Malern der Münchner Schule und natürlich Ansichten von Kallmünz von Josef Georg Miller. „Es freut mich, dass ich jetzt in Kallmünz das ganze Jahr über Bilder von Kallmünz und Bilder von Miller zeigen kann“, kommentiert der Miller Fan Martin Mayer.
Im ersten Raum beindruckt das Bild von der „Venus von Kallmünz“ von Hans Geistreiter. Es war das Titelbild der Geistreiter Ausstellung vor vier Jahren und gehört zum Fundus des Kunstsammlers Martin Mayer, er will das Bild zeigen, aber nicht verkaufen.
Schwerpunkt der Galerie sind die Regensburger Maler: Kurt von Unruh, Otto Baumann und Willi Ulfig. Oberpfälzer Landschaften, Blumenbilder und Stillleben schmücken die Wände.
Ein Schreibtisch im Erdgeschoß wird noch genutzt. Dahinter hängt ein Ölgemälde von Oskar Koller „Marrakesch“. Das Bild hat der Galerist bei Ebay in den USA entdeckt und gekauft. Oskar Kollers Mutter kommt aus Kallmünz, Koller war deshalb immer wieder im Ort zu Verwandtenbesuch. Ein guter Grund für Martin Mayer Arbeiten dieses Künstlers auch in seiner Galerie anzubieten. Mit seinen Aquarellen ist Koller deutschlandweit bekannt geworden.
„Meine Liebe zum Bayerischen Wald führte mich immer wieder nach Waldhäuser. Die schönste Wanderung auf den Lusen macht man über die Martinsklause, das Teufelsloch zur Himmelsleiter auf den kahlen Berg Lusen. Der Weg zurück führt direkt am Skulpturenpark von Heinz Theuerjahr vorbei“ erzählt der Martin Mayer. „So bin ich auf diesen Künstler und die Donauwaldgruppe gestoßen. Holzschnitte, aber auch Aquarelle und Skulpturen des Künstlers bietet der Galerist an.
Eine Treppe führt in den ersten Stock, dort hängen Bleistiftzeichnungen von Miller und Aquarelle von Koller. In seinem eigenen Büro zeigt Martin Mayer seine Lieblingsstücke: Skulpturen und einen Rückenakt von Heinz Theuerjahr, Blumenbilder von Klaus Fußmann, einen Frauentorso von Stefan Link und noch einmal Lithographien von Oskar Koller.
Der Galerist findet die Bilder in Auktionen, bekommt sie aus Kunstnachlässen und nimmt sie zum Teil auch in Kommission. „Die Preise sind günstiger als in den Galerien in der Stadt“, sagt Martin Mayer. Pläne für weitere Ausstellungen hat der Kurator auch schon: Vor 120 Jahren kam Charles Palmié zum ersten Mal nach Kallmünz und entdeckte die „Perle des Naabtals“ als Malerort.
Und für alle Kunstliebhaber gilt es jetzt die Adresse „Bergsteig 1“ in Kallmünz zu entdecken. Der Galerist freut sich über jeden Besuch virtuell auf www.bergsteig1.de und real gleich neben der Kirche. Montag bis Freitag von 10 bis 17.00 Uhr und am Wochenende nach Anmeldung.
Tel. 0176 306 83 747. Und Sie können sich vielleicht erfreuen an neuen Bild in Ihrer Wohnung.
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